Einsatzübung des Gefahrgutzug Landkreis Karlsruhe Süd
Am Mittwoch, den 25.05.2011 fand um 19:30 Uhr, eine Einsatzübung des Gefahrgutzuges Landkreis Karlsruhe Süd, bestehend aus der Freiwilligen Feuerwehr Ettlingen: Abteilung Bruchhausen, Ettlingen Stadt sowie der Freiwilligen Feuerwehren aus Rheinstetten und einer Ergänzungseinheit aus Malsch, statt.
Übungsannahme war, dass ein Kurierfahrer verunglückt ist. Sein Fahrzeug hat sich überschlagen und blieb erst an der Böschung eines Bachlaufs stehen. Dabei sind verschiedene Verpackungseinheiten, unter anderem auch Chemikalien, aus dem Fahrzeug geschleudert und beschädigt worden. Der Fahrer hat sich im Schock von der Unfallstelle unerlaubt entfernt. So wurde ein Karton mit Texapon (ein Grundstoff zur Herstellung von Zahnreinigungstabletten) beschädigt und ein Kanister mit destilliertem Wasser lief aus. Das Wasser tropfte genau auf den beschädigten Karton mit Texapon, so kam es zu einer Reaktion zwischen den beiden Stoffen und es haben sich daraus größere Mengen Schaum gebildet. Des Weiteren hatte der Kleintransporter auch 3 Kartons mit Calciumkarbid geladen. Dieser Stoff reagiert sehr ähnlich wie das Texapon mit Wasser, setzt allerdings bei der Reaktion mit Wasser extrem gefährliches und hochexplosives Acetylengas frei. Die Übungsannahme war, dass diese gefährlichen Verpackungseinheiten nicht beschädigt wurden. Die Herausforderung der Einsatzkräfte bestand darin, diese unklare Situation (der Fahrer konnten leider nicht befragt werden, da er ja nicht zur Verfügung stand) schnellstmöglich zu erkennen und entsprechende Schritte zur Eindämmung der Gefahr einzuleiten.
Zunächst wird in der Realität, bei einem solchen Fall, die örtliche Feuerwehr mit Ihren Einsatzabteilungen alarmiert. Diese fordert dann, bei Bedarf, die Spezialeinheit (Gefahrgutzug) nach. Bei einzelnen Situationen/ Notrufen wird der Gefahrgutzug automatisch gleich mitalarmiert. Das ist bei den Feuerwehren in einer entsprechenden Alarm- und Ausrückeordnung geregelt. Damit die Feuerwehrleitstelle, welche für den gesamten Stadt- und Landkreis Karlsruhe zuständig ist, genau weiß, welche Einsatzmittel und Einsatzkräfte zu dem entsprechenden Einsatz, in der betroffenen Gemeinde zu alarmieren sind.
Als der Gefahrgutzug Landkreis Karlsruhe Süd an der simulierten Einsatzstelle eingetroffen war, erkannte der diensthabende Zugführer Josef Kästel (Feuerwehr Rheinstetten) sofort, das der Unfallwagen mit einer orangenen Warntafel gekennzeichnet ist. Daraufhin wurde der Unfallort vorbildlich, weiträumig abgesperrt. Danach rüstete sich ein Trupp (der besteht bei der Feuerwehr mindestens aus zwei Feuerwehrangehörigen) mit Umluft unabhängigen Atemschutzgeräten aus, um die Lage an dem Havaristen zu erkunden. Bei der Erkundung muss besonders auf den Eigenschutz geachtet werden, da man zu diesem Zeitpunkt meistens noch nicht weiss welcher Gefahrstoff ausgetreten ist und welche Gefahren lauern. Bei der Erkundung wurden glücklicher Weise die Ladepapiere des Fahrzeugs gefunden, sodass die Chemiker, zumindest schon mal wissen, welche Stoffe geladen sind. Des Weiteren wurde das Fahrzeug gegen das Abrutschen gesichert. Die Lage grob erkundet und an den Einsatzleiter gemeldet. Daraufhin hat sich dieser Trupp, aus Sicherheitsgründen, wieder zurückgezogen.
Mit diesen Erkenntnissen wurde entschieden, dass die nachfolgenden Arbeiten nur mit spezieller Schutzausrüstung (Chemikalienschutzanzug mit Umluft unabhängigem Atemschutz) möglich sind. Daraufhin rüsteten sich weitere Trupps mit Chemikalienschutzanzügen aus und begannen mit den Bergungsmaßnahmen. So wurden die beschädigten Packstücke in sicherer Entfernung sortiert und in speziellen Behältern aufbewahrt. Zu diesem Zeitpunkt war immer noch nicht klar, dass die Reaktion durch das deutlich ungefährlichere Medium ausgelöst wurde. Die unbeschädigten Verpackungseinheiten wurden separat gesammelt. Mit dieser Methode konnten die Fachberater Chemie: Daniel Stern und Ralf Anderer relativ schnell herausfinden, welche Stoffe zusammengekommen waren und diese Reaktion ausgelöst hatten. Ein Einsatztrupp mit Chemikalienschutzanzug kann maximal 20 Minuten im Einsatz bleiben, dann muss er herausgelöst werden. Bevor sich der Trupp aber entkleiden kann, ist eine aufwändige Dekontamination erforderlich. Dafür wird der Gefahrgutzug Landkreis Karlsruhe Süd von den Spezialisten der Feuerwehr Rheinstetten unterstützt, welche die nötige Ausrüstung dafür mit an die Einsatzstelle bringen. Nach 1 ½ Stunden war die Lage unter Kontrolle. Die Feuerwehr war mit 31 Feuerwehrfrauen- und männern (davon 7 Trupps, also 14 Einsatzkräfte mit Chemikalienschutzanzug) und 11 Fahrzeugen an der Einsatzübung beteiligt.
Der stellvertretende Leiter des Gefahrgutzuges Landkreis Karlsruhe Süd, Oliver Haunschild der die Übung vorbereitet hatte war mit dem Verlauf der Übung sehr zufrieden. Die Übungsziele wurden in vollem Umfang erreicht. Die Eisatzkräfte gingen, zu jedem Zeitpunkt, von der größtmöglichen Gefahr aus. Da jede Einsatzsituation unterschiedlich verläuft, gibt es immer neue Erfahrungen, welche bei Einsätzen wie auch bei Übungen gesammelt werden können. Diese Erkenntnisse können beim nächsten Realeinsatz vielleicht Menschenleben retten. Für die Feuerwehr sind derartige, real inszenierte, Einsatzübungen extrem wichtig. Es müssen Einsatzsituationen und Fertigkeiten kontinuierlich trainiert werden, damit im Ernstfalle alle Handgriffe und Entscheidungen sitzen.
Man darf nicht vergessen, dass es in Ettlingen und den umliegenden Kommunen nur Freiwillige Feuerwehren gibt. Die Mitglieder erledigen diesen Dienst am Nächsten, 365 Tage im Jahr rund um die Uhr, ehrenamtlich. Bei einem echten Einsatz bleibt leider nur wenig Zeit über notwendige Entscheidungen lange nachzudenken, denn es muss schnell, überlegt und entschieden gehandelt werden. Eine Fehlentscheidung könnten fatale Folgen für die Feuerwehrangehörigen, wie auch für die Bevölkerung auslösen.
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